Drybie – Ein Interview über Druck, mentale Gesundheit und den Weg zurück
Posted by SmashUncategorized June 16, 2025 indrybie zählt zu den besten Deutschlands. Nach seinem beeindruckenden Auftritt bei “The Throne 2” in den USA im letzten Jahr folgte eine herausfordernde Phase mit Ergebnissen, die hinter den Erwartungen lagen. In diesem Interview spricht drybie offen über den Umgang mit Druck, mentale Gesundheit und seinen Weg zurück zu sich selbst.
Nach deinem Erfolg in Amerika schien alles bergauf zu gehen, doch dann kamen Turniere, bei denen du nicht an deine Leistung anknüpfen konntest. Was hat in dieser Phase gefehlt?
Nach dem Hoch in Amerika habe ich eine Menge Popularität und Aufsehen erregt und hatte das Gefühl, dass nun alle Augen auf mich gerichtet sind. Also war ich nicht nur dem Druck ausgesetzt, der durch die Competition auf deutschem Top-Level entsteht, sondern noch zusätzlichem Druck durch Erwartungen der internationalen Smash-Community. Ich war diesem Druck einfach nicht gewachsen und das hat sich auch in meinen Resultaten widergespiegelt.
Was war dein Learning nach Reflektion und der kurzen Pause?
Während der Pause kam die Realisation, dass ich im Endeffekt für niemand anderes als mich selbst spiele und das der ganze Druck von mir selbst stammt. Ich spiele nicht, um die Erwartungen anderer zu erfüllen, sondern ich spiele für mich und meine eigenen Ziele. Sobald man anfängt sich selbst aus den Augen zu verlieren und nur die Erwartungen anderer im Kopf hat, entsteht nicht nur eine Menge unnötiger Druck, sondern auch immense Frustration, wenn man nicht das gewünschte Ergebnis erzielt, da man den Eindruck hat andere enttäuscht zu haben. Es ist unmöglich in Topform zu sein, wenn man dieses Mindset besitzt, da man so nie vollständig im Moment sein kann und ständig an externe Faktoren denken muss, die absolut nichts mit dem Spiel zu tun haben.
Wird mentale Gesundheit in der Smash-Community genug thematisiert?
Man kann nie genug über mentale Gesundheit reden wenn es um Competition geht. Man ist auf Turnieren und während intensiven Sets sooo viel Stress ausgesetzt und das alles wird nur um ein vielfaches verschlimmert, sobald man sich selbst und sein Leben nicht im Griff hat. Mentale Gesundheit ist wirklich der Nummer 1 Faktor wenn es darum geht ein erfolgreicher Spieler zu sein, sogar mehr als regelmäßige Übung und Skill. Ich meine damit nicht nur eine gesunde Beziehung zu Competition an sich, auch wenn das auch ein extrem großer Faktor ist (den Stellenwert den man Competition als ganzes in seinem Leben gibt, wie man mit result-technischen Downphasen umgeht, etc.), sondern auch private Aspekte, die absolut nichts mit dem Spiel oder sonst was zu tun haben. Eine Menge üben wird dich natürlich besser im Spiel machen, aber sobald du keinen richtigen Ausgleich zur Competition hast und dein Privatleben vernachlässigst, dann fängt alles an auseinanderzubrechen, sobald du mal kein so gutes Resultat erzielst. Du musst auch außerhalb vom Spiel gesund und glücklich sein, damit du auch in schlechten Phasen nicht komplett kaputtgehst und wieder gut einsteigen kannst.
Viele schauen zu dir auf. Was würdest du ambitionierten Spielern mitgeben?
Steckt euer Herzblut in Competition rein, wenn ihr es wirklich liebt. Es ist sehr anstrengend aber es zahlt sich wirklich aus, wenn das deine Passion ist. Aber egal wie sehr du es willst, du darfst niemals dein Privatleben und deine (mentale) Gesundheit dafür vernachlässigen. Denn ohne guten Ausgleich wirds auch mit der Competition niemals klappen, also musst du das alles mindestens genauso ernst nehmen! Und klar, Disziplin und regelmäßiges Training ist was gutes, aber setzt euch dem Prozess nur aus, wenn ihr liebt was ihr tut und wenn ihr wirklich Lust drauf habt. Sobald ihr anfängt, euch hineinzupressuren und zu zwingen euch mit dem Spiel zu befassen, dann werdet ihr nicht effektiv besser werden und dazu noch extrem darunter leiden, da ihr Zeit und Mühe reinsteckt, die sich ohne die nötige Liebe und Lust nicht auszahlen wird. Seid ehrlich zu euch selbst. Frust ist ein normaler Bestandteil von Competition und beweist nur, dass ihr es ernst meint und besser werden wollt, aber erkennt, wenn es ungesunde Ausmaße annimmt und legt eine Pause ein. Effektiv besser werden tut man nur, wenn der man sich nicht durch den Prozess quält, also hört auf euch selbst, und hört auf sobald es unangenehm wird.
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